Erfolgsfaktor Usability – das musst Du wissen!

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Usability (manchmal auch Useability geschrieben) „Gebrauchstauglichkeit“. Im Prinzip heißt das nur, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung funktioniert und ihren Zweck erfüllt. Doch tatsächlich steckt mittlerweile viel mehr hinter diesem Begriff, insbesondere im Internetbereich. Denn der Erfolg eines Webprojekts hängt wesentlich von einer optimalen Gebrauchstauglichkeit ab. In den kommenden Wochen wollen wir im Checkdomain-Blog deshalb das Thema Usability und seine verschiedenen Aspekte genauer unter die Lupe nehmen: Was verbirgt sich alles hinter diesem Begriff? Auf was solltet Ihr in punkto Usability bei Eurer Webseite, Eurem Blog oder Eurem Shop achten? Und wie kann ich – ohne teure Profi-Tests – die Usability meiner Seite optimieren?

Was bedeutet Usability eigentlich?

Zum Einstieg geht es heute darum, für was Usability tatsächlich steht und warum dieser Begriff für uns alle so wichtig ist. Die Bedeutung des Themas Usability lässt sich schon mit einem kurzen Check bei Google erkennen. Es gibt nicht nur zahlreiche Blogs, die sich damit beschäftigen, sondern auch Universitätsinstitute und etliche Beratungsunternehmen. Selbst einen Berufsverband für Usability-Profis gibt es.

Laut dem Institut für Software-Technik und theoretische Informatik der TU Berlin lässt sich die Gebrauchstauglichkeit erstmal ganz griffig auf eine Norm reduzieren, nämlich „ISO 9241 Teil 11“. Demnach handelt es sich bei Usability um das „Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen“.

Gebrauchstauglich oder benutzerfreundlich?

Diese nüchternen Worte zeigen ganz gut den Kern der Usability: Es geht um die Mindestanforderung an ein Produkt. Es muss so gestaltet sein, dass es funktioniert und der Nutzer zufrieden damit ist, weil es seinen Zweck erfüllt. Tatsächlich dürfte das den meisten von uns gerade im Internet aber kaum reichen. Natürlich gibt es nach wie vor die Seiten, bei denen man schon froh ist, wenn sie einigermaßen reibungslos funktionieren und nicht immer wieder Aussetzer haben.

In der Regel aber wollen wir mehr. Schnell soll es gehen, die Navigation übersichtlich sein und das Wichtige bitte nicht unten im Footer versteckt. Von der Gebrauchstauglichkeit bewegen wir uns damit bereits in die Richtung der Benutzerfreundlichkeit, die längst auch für die Usability-Forscher eine wichtige Rolle spielt. Laut dem Berufsverband ist das Ziel der Usability-Forschung, Anwendern eine „Freude am Nutzen“ zu bescheren bzw. Frustrationen zu vermeiden. Denn die gibt es nach Einschätzung der Experten bisher noch viel zu häufig.

Ein wesentlicher Teil der Usability-Forschung beschäftigt sich deshalb damit, die Interaktion zwischen Mensch und Technik zu beobachten: Was muss ein Produkt/eine Software/eine Webseite können, damit der Nutzer eine positive „User experience“ hat?

Vier wesentliche Usability-Faktoren

Natürlich gibt es nicht das eine Rezept, mit dem sich alle Webseiten im Hinblick auf die Usability optimieren lassen. Dafür spielen dabei viel zu viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Es gibt aber ein paar Kriterien, die jeder im Hinterkopf haben sollte, wenn er mit dem Aufbau einer neuen Seite beginnt:

Accessibility:

Der Zugang zur Seite und allen Informationen muss einfach und schnell gestaltet sein. Neben Ladezeiten spielen in diesem Zusammenhang zum Beispiel auch die Lesbarkeit der Texte oder der Einsatz von Flash-Elementen eine Rolle.

Wessen Webseite ist das?

Egal ob großes Unternehmen oder kleiner Einzelkämpfer, wer mit seiner Webseite neue Kunden gewinnen will bzw. bestehenden Kunden gute Dienste leisten möchte, sollte sein Logo klar erkennbar präsentieren und die wichtigsten Informationen zum Unternehmen und seinen Angeboten nicht so verstecken, dass sie erst über zahlreiche Klicks zu erreichen sind. Ganz besonders gilt das für den Punkt „Kontakt“.

Navigation:

Hier geht es einerseits um eine übersichtliche Gestaltung, andererseits zum Beispiel aber auch um einen logischen Aufbau.

Content:

Wie müssem Online-Inhalte präsentiert werden, damit der Leser die relevanten Punkte wahrnimmt? Kommt die Kernbotschaft innerhalb weniger Sekunden beim Nutzer an? Und wohin mit der Werbung, ohne das sie vom Inhalt ablenkt?

Schritt 1: Lerne Deine Nutzer kennen

Egal ob in der On- oder in der Offline-Welt: Wesentlich für den Erfolg eines Projektes ist es in beiden Welten, die eigene Zielgruppe zu definieren und deren Bedürfnisse zu kennen. Denn natürlich macht es einen Unterschied, ob ich mich an Kinder, jüngere Menschen oder Senioren richte. Ich brauche nicht nur ganz unterschiedliche Waren (bzw. anderen Content), sondern muss mein Angebot auch entsprechend präsentieren.

Je besser Du Deine Zielgruppe kennst, desto besser kannst Du Sie auf dem Weg zu Ihrem Ziel unterstützen und so dafür sorgen, dass die User auch auf Deiner Seite bleiben.

Eine online-affine, erfahrene Nutzergruppe wird auch mit komplexeren Anwendungen umgehen können – eine nicht-affine Nutzergruppe schrecken solche Anwendungen dagegen in fast 100 Prozent der Fälle ab.

Du solltest aber nicht nur wissen, wer Deine Nutzer und was sie auf Deiner Seite wollen (sollen), sondern auch den Nutzungskontext möglichst gut kennen, damit das Timing stimmt:  Sprichst Du Nutzer an, die tagsüber zuhause sind oder zielst Du auf User ab, die nebenbei im Büro auf Deine Seite kommen? Wer in Ruhe für sich ist und ohne Stress mehrere Stunden im Netz verbringen kann, wird eher dazu bereit sein, auch etwas Zeit zu investieren um die ganze Funktionsbandbreite einer Seite auszuloten. Wer nur schnell zwischendurch ein Auto online mieten möchte, will sich dagegen nicht erst groß einlesen. Und für alle gilt: Über lang oder kurz braucht jeder User ein Erfolgserlebnis, sonst wevhselt er frustriert zur Konkurrenz.

Große Unternehmen haben die Möglichkeit, Marktforschungsprofis darauf anzusetzen, wie die potenzielle Kundschaft tickt. Du kannst aber auch ohne großes Budget eine ganze Menge über Deine Klientel in Erfahrung bringen. Oft hilft schon eine Umfrage im Freundeskreis weiter (wenn der denn der Zielgruppe entspricht). Du kannst Orte aufsuchen, an denen Du viele Vertreter Deiner Zielgruppe triffst (etwa Sportvereine und Fitnessstudios, wenn Du eine Seite im Sportbereich planst). Ansonsten kannst Du es mit Umfragen über Facebook, Xing und andere Netzwerke versuchen. Ebenfalls hilfreich: Das Auswerten von Artikeln und Studien in (Fach-)Medien.

Schritt 2: Inhalte einfach erfassbar machen

Ganz unabhängig davon, an welche Zielgruppe Du Dich wendest, gilt für alle Webseiten die Regel: Schon auf der Startseite muss auf Anhieb klar werden, um was es auf der Seite geht. Benutzer sollten sich so einfach wie möglich zurechtfinden können und sie sollten es dabei bequem haben.

Gut zu wissen: Forscher haben herausgefunden, dass für einen positiven ersten Eindruck einer Seite gerade einmal 50 Millisekunden zur Verfügung stehen.

Das heißt für Webseitenbetreiber erst einmal, sich sowohl textlich wie optisch zurückzunehmen. Gefragt sind einfache, klare Formulierungen und eine aufgeräumte Optik, die die Orientierung unterstützt.

Komm auf den Punkt, knapp und ohne Umwege. Zeit ist im Netz in der Regel ein rares Gut – also verschwende Sie nicht! Gehe Deine Texte immer wieder kritisch durch und lasse Sie von anderen Korrektur lesen. Vieles, was auf den ersten Versuch als wichtig und wesentlich erscheint, wird schon im zweiten Durchgang als überflüssig über Bord geschmissen.

Das hört sich logisch und selbstverständlich an, aber vermutlich kennen wir alle zahlreiche Beispiele für Seiten, die so überfüllt sind mit Texten, Bildern, Bannern und Buttons, dass man garantiert nicht das findet, was man sucht. Und dann passiert genau das, was Usability verhindern soll: Wir klicken uns weiter zur nächsten Seite. Und wenn die Konkurrenz uns ein besseres – sprich übersichtlicheres, komfortableres – Angebot macht, bleiben wir auf dieser Seite und buchen/kaufen/bestellen dort.

Im Prinzip geht es also darum, dass das System – in diesem Fall unsere Seite – genau das tut, was der Nutzer möchte und braucht. Ein Plus an Informationen und Funktionen ist daher nicht immer gut, im Gegenteil: Es kann zu Verwirrung führen.

Also: Keep it simple!

Schritt 3: Gewohnheiten beachten

Hand in Hand mit den ersten beiden Schritten geht Schritt Nummer 3: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und das spielt bei der Webseiten-Gestaltung eine wichtige Rolle. Natürlich ist immer der Wunsch da, es alles anders und besser als die Konkurrenz zu machen. Aber weshalb setzen manche äußerst erfolgreiche Internetkonzerne wohl auf das fortwährende Kopieren erfolgreicher Geschäftsmodelle? Weil wir letztendlich doch sehr häufig ein „more of the same“ wollen und keine Lust haben, uns immer wieder in neue Features und Funktionen einzuarbeiten.

Wir finden einfach bestimmte Dinge gerne links oben auf der Seite und andere ganz unten im Footer. Wenn Abläufe ähnlich gestaltet sind, erspart uns das viel Zeit und Nerven – das gilt am Fahrkartenautomaten offline genauso wie bei der Ticketbestellung online.

Die Kunst bei der Gestaltung einer Webseite liegt also darin, eine Balance zwischen Altgewohntem (auch Designkonvention genannt) und neuen, eigenen Ideen zu schaffen. Die Besucher der Webseite müssen „abgeholt werden„, bevorzugen vertrautes Terrain, lassen sich dann – wenn die Orientierung gelungen ist – aber auch gerne positiv überraschen.

Konkret bedeutet das: Bei einer Webseite für ein Unternehmen beispielsweise sollte das Logo dem Besucher sofort ins Auge fallen, damit er weiß, mit wem er es zu tun hat – ideal ist dafür die linke obere Ecke, rät zum Beispiel der US-amerikanische Usability-Experte Dr. Peter J. Meyers von der Beratungsfirma Usereffect. Zusätzlich empfiehlt, gut sichtbar eine Tagline zu platzieren, in der in wenigen Worten erklärt wird, was das Unternehmen tut, also quasi den Unternehmenszweck auf seine Essenz einzukochen.

Logo links oben, Kontaktinformationen rechts: Usability à la Checkdomain (Screenshot: Checkdomain)

Ebenfalls prominent untergebracht werden sollten Schaltflächen, über die Besucher auf die Kontakt- und Unternehmensseiten kommen. Hier hat sich der rechte obere Rand bewährt, während sich das Impressum häufig fest ganz unten etabliert hat.

Schritt 4: Halte Dich an (Web-)Design-Gesetze

Wie bereits gesagt muss jede Webseite auf ihre Zielgruppe, ihren Zweck und ihren Nutzungskontext ausgerichtet sein. Und natürlich muss sie auch zum Betreiber passen, egal ob es sich um eine Einzelperson oder ein Unternehmen handelt. Für alle Webseiten gibt es jedoch einige Gestaltungsregeln, die die Orientierung erleichtern. Wesentliche Elemente sind in diesem Zusammenhang:

Nähe: Was inhaltlich zusammengehört, sollte auch optisch in einem Bezug zueinander stehen.

(Über-)Schriften: Manche Websites sehen auf den ersten Blick schick aus. Nur leider lassen sich die Texte auf der Seite kaum lesen. Weil die Buchstaben zu klein sind. Oder die Kontraste zu gering. Schwarz auf Weiß liest sich einfach besser als Hellgrau auf Grau. Neben den Schriften spielen Überschriften eine wichtige Rolle: Im Internet wird weniger gelesen – meist werden Inhalte nur überflogen und auf die gesuchten Worte abgescannt. Gute Überschriften bieten Besuchern eine schnelle Orientierung und bringen sie genau dorthin, wo sie auch hin wollten.

Symbole: Es gibt bekannte Symbole, die als „Designkonvention“ gelten. Im Straßenverkehr steht ein weißes „P“ auf blauem Grund für Parken. Am großen gelben „M“ erkennen schon kleine Kinder von Weitem, dass es hier Pommes gibt. Und der kleine Briefumschlag auf einer Webseite steht für E-Mails. Aussagekräftige Symbole können viele Worte ersparen und machen eine intuitive Kommunikation möglich.

Hier kann man elektronische Post abschicken: Das Briefkuvert steht ebenso wie das @-Zeichen für den Kontakt per Mail (Foto: panthermedia.net/Mustafa Almir Mahmoud)

Symmetrie: In der Malerei gibt es den berühmten goldenen Schnitt. Ein nach diesem Prinzip aufgebautes Bild ist für uns angenehm zu betrachten. Webseiten werden zwar nicht nach dem goldenen Schnitt gestaltet, aber auch hier spielen Ausgewogenheit und bewusst gesetzte Abstände eine entscheidende Rolle. André Alpar und Dominik Wojcik empfehlen in ihrem „großen Online-Marketing Praxisbuch“ als Aufteilungsformel die sogenannte Fibonacci-Folge, etwa um Pixelabstände zu berechnen. Auf diese Weise werde eine größere Ausgewogenheit erreicht und die Seite für Besucher attraktiver.

Geschickt navigieren

„Ich mag keine Überraschungen, ich mag lieber vorher wissen, was passiert“, hat mein sechs Jahre alter Sohn vor kurzem zu mir gesagt. Und auch wenn ich eigentlich ein abenteuerlustiger Mensch bin, kann ich seine Einstellung schon verstehen: Bei bestimmten Dingen will ich auch, dass sie ganz einfach so funktionieren, wie ich mir das vorstelle.
Das gilt zum Beispiel, wenn ich im Internet unterwegs bin. Je einfacher und schneller ich mich orientieren kann, desto lieber ist mir eine Seite. Zwingt mich eine mangelhafte Navigation dagegen zu langem Suchen oder ist der Zurück-Button nur über Umwege zu erreichen, bin ich ganz schnell wieder weg. Und da sich viele andere Nutzer ganz ähnlich verhalten dürften, gibt es hier heute eine Reihe von Tipps zum Thema optimale Navigation.

Navigation steht im Zusammenhang mit Webseiten für den Weg, den Seitenbesucher auf dem Weg zu ihrem jeweiligen Ziel zurücklegen müssen. Wie im wirklichen Leben bevorzugen die meisten Menschen dabei möglichst kurze Verbindungen, sie gehen am liebsten gewohnte Wege und sie mögen es bequem. Eine optimal gestaltete Navigation nimmt den Besucher so an die Hand, dass er nach seinen Wünschen und Bedürfnissen durch die Seite geleitet wird und am Ende so zufrieden ist, dass er auf Deiner Seite kauft, bucht, kommentiert etc. und auf jeden Fall gerne wieder kommt.

Wie bei der übrigen Seitengestaltung unter dem Gesichtspunkt der Usability gilt deshalb auch bei der Navigation, dass sich Seitenbetreiber bzw. der jeweilige Webdesigner in die Lage eines typischen Besuchers hineinversetzen müssen. Oder auch etwas böse formuliert: Der Nutzer soll möglichst nicht selber denken müssen – Ihr müsst im das Denken vorab abnehmen. Deshalb solltet Ihr Euch fragen: Wie kommen Besucher voraussichtlich auf Eure Seite? Wie bewegen sie sich auf der Seite vorwärts? Wie nutzen sie die Angebote der Seite?

Daraus ergeben sich als entscheidende Punkte für Eure Navigation: Wie muss die Navigation sinnvoll aufgebaut sein? Wo sollte das Navigationsmenü platziert werden?

Kleine oder große Auswahl? Das Navigations-Menü

Das Navigations-Menü umfasst die Navigationselemente und die nötigen Stufen der Navigationsstruktur. Zu den Standard-Navigationselementen gehören Verweise auf Eure Startseite, auf die Hauptkategorien Eurer Seite, auf das Impressum sowie – falls vorhanden – auf Kontaktmöglichkeiten. Diese Punkte sollten sich alle in der gut zugänglichen und jederzeit sichtbaren Hauptnavigation finden.

Kleine Seiten kommen häufig bereits mit der Hauptnavigation über die Runden. Bei größeren Seiten mit entsprechend mehr (Unter-)Kategorien ist es sinnvoll, eine Unternavigation einzurichten. Diese Unternavigation wird dann zum Beispiel alsDrop-down-Menü aufgeklappt, so dass die Hauptnavigation weiter sichtbar bleibt. Auf diese Weise hat es zum Beispiel Spiegel online gelöst.

Hier gibt es unterhalb der Unternavigation sogar noch weitere Unterpunkte – aus Usability-Sicht eigentlich schon des Guten zuviel, weil  gesuchte Inhalte mit zwei bis höchstens drei Klicks erreichbar sein sollten. Aber für die Webseite eines Nachrichtenmagazins gelten natürlich wieder etwas andere Regeln als für einen Webshop.

Wenn eine Unternavigation eingesetzt wird, muss klar sein, welchen Zweck sie hat und in wie fern sie sich von der Hauptnavigation unterscheidet. Welche Informationen kann ich hier als Besucher finden?

Noch einige Anhaltspunkte für die Hauptnavigation: Bewährt haben sich zehn bis zwölf Navigationspunkte. Wenn Ihr mit sechs oder sieben auskommt – umso besser. Wer mehr Punkte braucht, arbeitet mit einer Unternavigation oder er teilt die Hauptnavigation sinnvoll auf. Viele Seiten arbeiten damit, für den direkten Inhalt weniger wichtige Punkte in den Footer zu verschieben. Was weniger wichtig ist, ist natürlich eine individuelle Entscheidung – der eine verlagert das Impressum ganz nach unten, der andere FAQs… Was optimal ist für Eure Zielgruppe zeigen Usability-Tests bzw. die Praxis.

Außerdem wichtig: Vermeidet alles, was Webseiten-Besucher verwirren könnte. Dem Erfolg einer Seite können sowohl aufgeblähte Menüs wie auch unbekannte Begriffe in der Navigationsleiste schmälern. Denkt vor der Benennung der einzelnen Punkte gründlich darüber nach, welcher Inhalt dahinter steckt und findet dazu den genau passenden Begriff. „Kommuniziere online mit unserem Team“ ist umständlicher und daher wesentlich schlechter als „Kontakt“.

Konzentriert Euch in der Navigation auf wenige Hauptpunkte, die wirklich wichtig sind. Der Rest kommt gegebenenfalls in die Unternavigation. Wobei wie so oft weniger oft mehr ist und das Nachdenken über die Navigation dazu führen kann, dass eine Seite grundsätzlich etwas abgespeckt wird.

Der beste Platz für das Navigationsmenü

Rechts, links oder ganz oben? Die Frage nach der optimalen Position für das Navigationsmenü ist definitiv auch eine Modefrage. Derzeit wird die Hauptnavigation bevorzugt oben – also im Header – platziert, so auch auf der Checkdomain-Webseite:

Screenshot: Checkdomain

Die Navigation per Sidebar gilt als nicht ganz so up-to-date, findet sich inzwischen aber wieder auf einer ganzen Reihe von Seiten auch größerer Unternehmen. Als Beispiel sei an dieser Stelle Amazon genannt:

Screenshot: amazon.de

Die beste Position für eine Sidebar-Navigation ist die linke obere Ecke einer Seite – das entspricht den menschlichen Sehgewohnheiten bzw. den in dieser Usability-Serie bereits angesprochenen Designkonventionen.

Ein weitere Platzierungsvariante findet sich ganz unten auf der Seite, im sogenannten Footer. In der Regel wird dieser Platz (siehe oben) für Navigationspunkte genutzt, die nicht in der erste Liga mitspielen, aber auch nicht in die Unternavigation rutschen sollen. Welche Punkte das sind, hängt ganz von der Seite ab.

Bei Checkdomain finden sich im Footer unter anderem die Verweise auf den Unternehmenshintergrund, auf Jobs, Kontaktmöglichkeiten und auf das Impressum. Jobs, Unternehmen und Kontakt haben wir aber auch noch einmal oben separat in den Header gepackt (manchmal hält doppelt einfach besser).

Alternative Navigations-Möglichkeiten

Der Vollständigkeit halber wollen wir noch kurz auf (ungewöhnliche) Alternativen zur klassischen Navigation eingehen. Da wäre zum Beispiel die Navigation über Tag-Elemente. Sie wird vor allem auf Blogs eingesetzt, nicht zuletzt deshalb, weil Blog-Software wie WordPress eine einfache Installation ermöglicht. Voraussetzung für eine gut funktionierende Tag-Cloud ist eine genaue Verschlagwortung der einzelnen Beiträge auf der Seite – je besser und detaillierter die Schlagwörter, desto höher dürfte die Trefferquote bei den Suchenden liegen.

Wichtig: Eine Navigation per Tag-Cloud sollte nie die einzige Navigationsmöglichkeit auf einer Seite sein – Ihr solltet sie lediglich als Ergänzung für die Hauptnavigation sehen.

Noch eine Variante ist die Navigation per Suchfunktion – hört sich ebenfalls erst einmal unorthodox an und sollte natürlich nicht die klassische Navigationsleiste ersetzen. Aber wenn man sich erst einmal mit dem Nutzungsverhalten ganz normaler Webseitenbesucher etwas ausführlicher beschäftigt hat, weiß man: Neben dem „Zurück“-Button zählt die Suchfunktion zu den am meisten angewendeten Features. Offensichtlich durchs googeln konditioniert, nutzen viele Menschen inzwischen gar nicht mehr die Navigation, sondern geben einfach die gesuchten Begriffe in die Suchmaske ein.

Damit diese Nutzer auf Eurer Seite glücklich werden, kommt es wieder ganz entscheidend auf Schlagworte bzw. die genaue Verschlagwortung an. Tatsächlich gibt es bereits sehr viele Seiten, die das System perfektioniert haben, ohne dass es uns wirklich auffällt.

Screenshot: Zalando

Beim Online-Schuhhändler Zalando etwa gibt es eine herkömmliche Sidebar-Navigation, in der die Schuhe nach verschiedenen Kategorien geordnet sind und nach Filterkriterien gesiebt werden kann. Der Großteil der Kunden arbeitet hier aber mit Suchbegriffen, weil sich mit der Kategorie „Sneaker“ allein wenig anfangen lässt. Wer will schon knapp 3500 verschiedene Turnschuhpaare online ansehen?

Dann doch lieber gleich die gewünschte Marke, das Modell, die Farbe usw. in die Suchmaske eingeben und den Auswahlprozess ohne Umweg über die Navigation erheblich abkürzen – Ihr wisst schon, nicht mehr als drei Klicks bis zum Ziel…

Wichtig: Wenn Ihr zur Unterstützung Eurer normalen Navigation die Suche mitnutzen möchtet, achtet darauf, dass Suchfeld prominent zu platzieren. Als ideale Position gilt die rechte obere Ecke. Und wie bei allen anderen Navigationspunkten auch sollte die Beschriftung klar und eindeutig sein – „Suche“ oder „suchen“ sagt kurz und knapp alles, was Nutzer wissen wollen.

Usability testen

Im abschließendenTeil unserer Usability-Serie geht es ans Eingemachte: Wir beschäftigen uns mit dem Thema Usability-Tests, also der Überprüfung der Gebrauchstauglichkeit Eurer Seite durch potenzielle Nutzer. Große Unternehmen greifen dafür häufig tief in die Tasche – für die Testkandidaten, für Experten zur Durchführung der Tests und die Labore, in denen die Überprüfung unter Idealbedingungen stattfinden soll.
Für alle, die nur ein kleines Budget zur Verfügung haben, geht es aber auch eine Nummer kleiner. Wir zeigen Euch, welche Möglichkeiten Euch dafür zur Verfügung stehen.

Was wird eigentlich genau getestet?

Ein Usability-Test soll die Schwächen einer Webseite enttarnen. Beobachtet wird unter anderem

  • ob und wie schnell sich Nutzer auf der Seite zurechtfinden
  • ob sie auf Anhieb verstehen, welche Inhalte die Seite bietet
  • ob die Seite einfach zu bedienen ist

Die erzielten Ergebnisse helfen dabei, die Seite gezielt zu überarbeiten, sie im Hinblick auf die Nutzerfreundlichkeit zu optimieren und sie damit konkurrenzfähig zu machen.

Ab wann sollte getestet werden?

„Idealerweise so früh wie möglich. Aus meiner Sicht sollte man bereits mit User-Befragungen beginnen, bevor der erste Entwurf erstellt wurde“, so der Usability-Experte Jakob Nielsen in einem Interview bei Dr. Web. Denn je früher mit der Optimierung begonnen wird, desto günstiger lässt sie sich gestalten. Ganz einfach, weil es immer wesentlich kostenintensiver ist, eine bereits bestehende Seite umzubauen. Ihr könntet also bereits mit den Tests anfangen, sobald Ihr erste Entwürfe für Eure Seite entwickelt habt. Auf diese Weise lässt sich testen, welches Design ankommt und welches Ihr sofort aussortieren könnt. Die Benutzerfreundlichkeit lässt sich allerdings tatsächlich nur überprüfen, wenn Ihr schon ein Modell habt, das interaktiv nutzbar ist. Arbeitet Ihr zum Beispiel mit Mockups, könntet Ihr diese in Klickdummies bzw. Prototypen umwandeln. Möglich wird das mit einer Reihe (kostenloser) Dienste im Netz, etwa clickdummy oder axure.

Wer sollte testen?

Bei dieser Fragen scheiden sich die Geister bzw. die Ansichten der Experten. Und tatsächlich kommt es natürlich darauf an, an welche Nutzergruppe die Seite sich am Ende richten soll. Nehmen wir mal an, Ihr wollt einen neuen Online-Shop eröffnen, der sich an ganz normale Durchschnittskunden wendet, die bisher nicht unbedingt Online-Power-Shopper waren. Dann empfiehlt es sich, bei den Testkandidaten auf Menschen zu setzen, die eine nicht allzu große Erfahrung in diesem Bereich des Internets haben – das wären in diesem Fall Eure „repräsentativen Nutzer“, wie es im Usability-Jargon heißt. Zusätzlich könntet Ihr – speziell wenn es um die Inhalte der Seite geht -natürlich auch noch jemanden einladen, der sich mit Sprache gut auskennt und sicher in der Rechtsschreibung ist.

Bitte unbedingt beachten: Die ausgewählten Testkandidaten dürfen Freunde/Verwandte/Bekannte sein, sie sollten aber nicht zu tief mit in Eurem Netzprojekt stecken, denn dann würdet Ihr definitiv kein objektives Ergebnis bekommen.

Um Resultate zu erzielen, mit denen Ihr wirklich arbeiten könnt, müsst Ihr außerdem darauf achten, dass Eure Tester „fit“ sind. Sprich: Tests am späten Abend nach einem langen Arbeitstag bringen vermutlich ebenso wenig, wie einen Grippekranken vor den Monitor zu setzen.

Achtet außerdem darauf, Eure Tester nicht zu lange zu strapazieren. Die Aufmerksamkeit lässt auf Dauer ganz einfach nach, bei einem Nutzer schneller, beim anderen langsamer – in der Regel sollte nach einer halben Stunden Schluss sein. Darüber hinaus ist es wichtig, dass nicht zu viele Funktionen auf einmal ausprobiert werden müssen. Hat Eure Seite viele Features, müsst Ihr entsprechend mehr Testrunden ansetzen, um die Testpersonen nicht zu überfordern und damit letztendlich verfälschte Ergebnisse zu bekommen.

Usability-Guru Nielsen rät übrigens dazu, nicht mehr als fünf Testpersonen zu engagieren. Seiner Erfahrung nach reicht das völlig aus, um die Schwächen einer Seite zu erkennen. Mehr Testpersonen würden nur wieder und wieder die gleichen Fehler finden. Mit einer derart kleinen Testgruppe ließe sich dagegen das maximale Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielen.

Wo sollte getestet werden?

Foto: panthermedia.net/Robert Kneschke

Professionelle Usability-Tester stellen in einem Usability-Labor natürlich eine Test-Umgebung mit idealen Bedingungen zur Verfügung. Muss aber alles nicht unbedingt sein. Es reicht auch ein ruhiger Raum, bei dem die Türen geschlossen werden können – ein Büro, ein Konferenzraum, zur Not auch das Ess- oder das Wohnzimmer. Ausschlaggebend ist, dass es möglichst ruhig ist und Ihr ohne Ablenkung durch andere Eure Testkandidaten beobachten könnt und Eure Beobachtungen genau protokolliert. Das könnt Ihr zum Beispiel mit Hilfe einer Kamera machen oder – falls Eure Testpersonen das befangen machen sollte – auch ganz schlicht mit einem Notizblock und einem Kugelschreiber.

Wichtig: Egal wo und mit wem Ihr testet – entscheidend ist, dass Ihr Euch währends des Tests absolut neutral verhaltet. Also nicht in den Test einmischen, nicht helfen, nicht kommentieren, auch wenn es manchmal schwerfällt, Zurückhaltung zu wahren…

Welche Usability-Tests gibt es?

Zu den beliebtesten Do-it-yourself-Tests gehört der Fünf-Sekunden-Test. Er ist schnell und einfach zu organisieren, liefert aber trotzdem aussagekräftige Ergebnisse. Und so geht’s: Überlegt Euch für Eure Testperson eine Aufgabe, die typisch ist für Eure Seite (also zum Beispiel das Auffinden einer bestimmten Serviceleistung). Die Testpersonen bekommen nun zunächst genau fünf Sekunden, um die Seite zu betrachten. Scrollen und klicken sind nicht erlaubt. Nach dem Schließen der Seite sollen Euch die Tester schildern, was ihnen auf der Seite aufgefallen ist. Die Tester erinnern sich genau an die Inhalte, auf die es Euch ankommt? Wunderbar. Die Tester erinnern sich nur an Nebensächliches? Bitte noch mal dransetzen… Im zweiten Schritt sollen die Testpersonen dann die Aufgaben lösen, die Ihr Euch ausgedacht habt. Falls es die Testpersonen mitmachen, ist es ideal, wenn sie dabei laut denken.

In eine ähnliche Richtung geht die Testvariante, Gedankengänge nachzuvollziehen. Bei dieser Versuchsanordnung bekommt der Kandidaten sofort seine Aufgabe und soll dann jeden gedanklichen Schritt auf dem Weg zum Ziel laut kommentieren. Wichtig: Ihr müsst den Testkandidaten klar machen, dass sie wirklich viel und offen sprechen sollen. Warum nutzen Sie diesen Link und nicht einen anderen? Weshalb haben sie auf diesen Button geklickt? Was erwarten Sie, was jetzt passiert? Diese Methode gibt Euch Aufschlüsse darüber, wie die Entscheidungsprozesse auf Eurer Seite verlaufen und Ihr könnt den Aufbau der Seite entsprechend anpassen.

Speziell für die Gestaltung benutzerfreundliche Navigationsstrukturen ist das sogenannte Card-Sorting gedacht: Ihr schreibt Themen/Angebote/Produkte Eurer Seite auf einzelne Karten. Die Testpersonen können diese Karten nun entweder in vorgegebene Themengruppen einsortieren oder sich selber übergeordnete Themen ausdenken. Auf diese Weise findet Ihr heraus, unter welchen Menüpunkten Eure potenziellen Nutzer bestimmte Inhalte erwarten.

Wesentlich aufwendiger ist die Durchführung von Interviews. Hier ist die Vorbereitung entscheidend, denn die Fragen müssen so formuliert sein, dass jegliche Missverständnisse ausgeschlossen sind und Ihr auch wirklich die Antworten bekommt, die für Euch relevant sind. Macht Ihr persönliche Interviews, könnt Ihr gegebenenfalls noch einmal nachhaken. Bei schriftlichen Interviews ist das nicht möglich. Deshalb empfehlen sich für die schriftliche Variante geschlossene Fragen, die mit ja oder nein beantwortet werden können. Natürlich sind schriftlich auch Multiple-Choice-Fragen möglich.

Darüber hinaus stehen für Tests und erste Einschätzungen auch noch verschiedene Online-Tools zur Verfügung. Dazu zählt zum Beispiel AttrakDiff: Dieser Dienst ist in der Basisvariante kostenlos und bietet Betreibern bereits bestehender Webseiten die Möglichkeit, ihre Site von Nutzern online testen zu lassen. Dabei können bis zu 20 Personen ihre Meinung pro Testrunde abgeben. Es besteht zudem die Wahl zwischen verschiedenen Studientypen.

Fazit

Usability ist eine Norm, Usability ist ein Qualitätsmerkmal. Tatsächlich ist Usability aber noch viel mehr. Wer sich mit den vielseitigen Anforderungen an eine benutzerfreundliche Webseite auseinandersetzt, erhält nicht nur ein Konzept, das potenzielle Kunden anspricht und bindet – er erhält auch tiefere Einsichten in sein eigenes Tun. Denn benutzerfreundliche Webseiten setzen voraus, das eigene Wirken komplett erfasst und verstanden zu haben und es entsprechend verständlich wiedergeben zu können. Usability bedeutet damit natürlich einen erheblichen Aufwand, sie zahlt sich aber auch aus.

Damit sind wir nicht nur am Ende dieses Artikels, sondern auch unserer Usability-Serie angelangt. Wir von checkdomain würden uns natürlich sehr freuen, wenn Ihr noch weitere Tipps und Ideen zu diesem weitreichenden Thema habt und diese mit den anderen Usern teilt. Und nicht zu vergessen: Viel Erfolg für alle, die jetzt Lust bekommen haben, ein neues Projekt im Netz zu starten!

Linktipp: Das Usability-Netzwerk Bonn/Rhein-Sieg bietet mit seiner Seite Fit für Usability nicht nur eine Vielzahl an praktischen Tipps rund um das Thema, sondern erläutert auch gut verständlich die Grundlagen der Usability.

Screenshot: Checkdomain

Außerdem lesenswert: Jakob Nielsen gilt als einer der Pioniere im Bereich Usability-Forschung. Er hat zahlreiche Bücher zum Thema Homepage- und Webusability verfasst, in denen er sich auch ganz direkt an Beispiel-Homepages „abarbeitet“. Eine Liste mit sämtlichen Publikationen findet Ihr hier.