Stell Dir vor, Du gehst ins Netz und findest Deinen Blog mit genau Deinem Layout und Deinen Inhalten – aber auf einer fremden Domain. Hört sich absurd an? Ist aber leider gerade für viele Blogger in Deutschland eine unangenehme Tatsache. Sogenannte Klon-Blogs haben sich zu einem Massenphänomen entwickelt. Dahinter stecken offenbar große Betrugsnetzwerke, die mit Hilfe der geklauten Inhalte über Affiliate-Links Kasse machen wollen. In diesem Beitrag erklären wir Euch
- was genau hinter dieser neuen Betrugsmasche steckt
- wie Ihr herausfinden könnt, ob auch Euer Blog betroffen ist
- und was Ihr tun solltet, falls Ihr zu den Opfern gehört.
Inhaltsverzeichnis:
Was steckt dahinter?
Nach den aktuellen Erkenntnissen sind von der Klonwelle in erster Linie deutschsprachige Reise-, Lifestyle- und Foodblogs betroffen, die alle über eine größere Bekanntheit und Reichweite verfügen. Dabei wurden die betroffenen Blogs nicht gehackt, sondern gespiegelt. Die betroffenen Blogs und ihre kompletten Inhalte finden sich plötzlich neben der echten .de-Domain auch auf einer .com- oder einer .net-Domain.
Auf den ersten Blick wirken die echten und die geklonten Blogs identisch. Die Klon-Seiten sind ebenfalls auf den Namen des echten Blogbetreibers registriert, auch die Adresse stimmt häufig. Abweichungen finden sich lediglich bei Angaben wie der Mailadresse oder der Telefonnummer.
Die Blogs werden offenbar systematisch über ein Tool kopiert, um dann – ebenfalls mit den Daten des Original-Bloginhabers – bei Affiliate-Netzwerken als Werbeflächen eingetragen zu werden. Wobei natürlich andere Kontodaten angegeben werden, da das Geld ja auf das Konto der Betrüger gehen soll. Wie das von der technischen Seite her im Detail funktioniert, hat Timo Fach in seinem Artikel über Affiliatebetrugs-Netzwerke sehr gut erklärt. Weitere Informationen dazu findet Ihr unter anderem auch auf webkoma.de.
Ist auch Euer Blog betroffen?
Ob Ihr mit Eurer Seite zu den Opfern gehört, könnt Ihr mit Hilfe des checkdomain-Domainchecks sofort überprüfen. In den in den vergangenen Tagen bekannt gewordenen Fällen wurden die Blog- beziehungsweise Domainnamen in der Regel unverändert übernommen. Aus berlinfreckles.de wurde zum Beispiel berlinfreckles.com. In einem ersten Schritt fragt Ihr deshalb am besten im Domaincheck unsere Top 20-Domains mit Eurem Blognamen ab.

Natürlich kann es immer vorkommen, dass jemand anderes ohne jegliche böse Absichten „Euren“ Blognamen kombiniert mit einer anderen Domainendung registriert hat. Angesichts der aktuellen Klonwelle solltet Ihr im Moment aber bei allen Registrierungen, die nicht von Euch stammen, auf die entsprechende Seite schauen.
Wenn Euch auf der fremden Seite Euer eigener Blog begegnet, ist klar, was passiert ist. Unter Umständen taucht aber auch nur der Hinweis auf, dass die Domain geparkt wurde. Auch in diesem Fall solltet Ihr misstrauisch werden. Gut möglich, dass sich dort in den kommenden Tagen oder Wochen Eure Inhalte finden.
Geklont worden? Das solltet Ihr unternehmen
Erster Schritt sollte immer die Beweissicherung sein: Macht unbedingt Screenshots des Klon-Blogs und möglichst auch Eurer weiteren Schritte, um im Falle eines Falles belegen zu können, was passiert ist und was Ihr unternommen habt.

Ebenfalls über unseren Domaincheck könnt Ihr eine sogenannte whois-Abfrage starten. Diese zeigt Euch, wer die Adresse registriert hat. Das hilft Euch in diesem Fall nicht wirklich weiter, weil die Betrüger natürlich nicht mit ihren echten Namen arbeiten. Aber Ihr habt so auf jeden Fall den Namen des Providers, über den die Domains registriert wurden. Momentan steht dabei offensichtlich das amerikanische Unternehmen godaddy im Zentrum.
Bei dem Provider solltet Ihr
- den Missbrauch melden
- und den Versuch unternehmen, die Domain selber zu übernehmen.
In der Regel erfolgt das online – Informationen dazu solltet Ihr im Supportbereich des jeweiligen Providers finden. Es gibt inzwischen auch eine Facebook-Gruppe, in der sich Betroffene zusammengeschlossen haben und versuchen, ihre Aktionen zu koordinieren. Die Hoffnung ist, dass viele Blogger gemeinsam mehr erreichen können, als wenn sich jeder einzeln um das Problem kümmert.
Außerdem könnt Ihr als vorübergehende Maßnahme den fremden Server mittels einer IP-Sperre blockieren – das funktioniert zumindest solange, bis die IP-Adresse wieder geändert wird. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dazu findet sich unter anderem bei Daniela Müller vom Blog seiten-wechsel.org.
Betroffene Blogger berichten allerdings, dass nach der Aussperrung innerhalb kürzester Zeit war nicht mehr der eigene geklonte Blog auf der Seite zu sehen war, dafür aber ein anderer original gespiegelter Blog.
Den Betrug anzeigen
Auch wenn die Täter vermutlich nicht ermittelt und belangt werden können, weil sie irgendwo ganz weit weg sitzen: Ihr solltet den Betrug unbedingt bei der Polizei anzeigen, schon allein, um Euch gegen eventuelle Forderungen Dritter abzusichern. Eine Textvorlage für eine entsprechende „Strafanzeige gegen unbekannt“ findet Ihr auf dem ebenfalls von der Klonwelle betroffenen niedblog.
Im nächsten Schritt solltet Ihr Euch dann bei den Affiliate-Netzwerken wie Zanox, Amazon oder Tradedoubler melden, sie über den Missbrauch informieren und die in Eurem Namen eröffneten Accounts schließen lassen. Um welche Netzwerke es sich handelt, könnt Ihr ganz einfach erkennen, indem Ihr mit dem Mauszeiger über die Anzeigen geht. Mit dieser Meldung trefft Ihr die Betrüger auf jeden Fall an einer empfindlichen Stelle – denn sobald der Account geschlossen ist, gibt es natürlich auch kein Geld mehr.
Soweit unsere Tipps, wie Ihr den Blogbetrügern das Handwerk legen könnt – zumindest erst einmal. Denn leider wird mit großer Sicherheit die nächste Betrugswelle über uns hereinrauschen. Falls Ihr noch weitere Tipps habt, meldet Euch gerne. Je enger und besser die Blogger zusammenarbeiten, desto größer die Chance, dass sich dieses Problem bald erledigt hat.