Frage trifft Antwort: Interview-Tipps für Blogger

Eigene Erfahrungen, Tutorials, Kommentare: Das sind die Standards unter den Blogbeiträgen. Sowohl für Euch selbst wie für Eure Leser ist es aber schön, wenn es über die normalen Blogposts hinaus gelegentlich etwas Abwechslung gibt – zum Beispiel in Form von Interviews. Interviews liefern nicht nur frischen Content und interessante Einblicke, sondern haben für Euch als Blogger auch noch den Nutzen, Eure Vernetzung zu fördern. Es lohnt sich also auf jeden Fall, diese Textform zumindest mal auszuprobieren. In diesem Beitrag liefern wir Euch deshalb die wichtigsten Tipps rund ums Interview, angefangen bei der Suche nach passenden Interviewpartnern über die vorbereitende Recherche bis hin zur geschickten Formulierung von Fragen.

Wer fragt, gewinnt: Vorteile von Interviews

Als einer der größten Vorteile von Interviews wird oft genannt: Man bekommt viel guten Input für relativ wenig eigene Arbeit. Meiner Erfahrung nach geht diese Rechnung allerdings nur bei schlechten, sprich: langweiligen, Interviews auf. Hinter einem guten Interview steckt immer eine Menge Arbeit. Ein gut gemachtes Interview zahlt sich für Euch aber auch mehrfach aus:

  • Content mit einer neuen Farbe: Ein Blog ist eine persönliche Sache – umso schöner, wenn sich das Spektrum der Ansichten oder Themen durch den Blick des Interviewten ausweitet.
  • Mit Interviews könnt Ihr Euch als Blogger profilieren: Interviews mit interessanten/bekannten Persönlichkeiten signalisieren Euren Nutzern, dass Ihr in Eurem Themenbereich kompetent und erfolgreich seid und von anderen ernst genommen werdet.
  • Über Interviews entstehen neue Kontakte, sowohl persönlicher als auch geschäftlicher Art.
  • Interviews können für mehr Traffic auf Eurem Blog führen – Tipps dazu findet Ihr zum Beispiel auf thinktraffic.net.

Die Richtigen fragen: Wie komme ich an gute Interviewpartner?

Erster Tagesordnungspunkt im Vorfeld eines Interviews ist immer die Suche nach einem interessanten und an einem Interview interessierten Gesprächspartner. Bei Euren ersten Versuchen erfordert das – gerade wenn Euer Blog noch nicht allzu bekannt ist – sicherlich etwas Überwindung. Aber nur Mut: Klar kommt es mal vor, dass jemand keine Zeit oder kein Interesse hat oder gar nicht antwortet. Meiner Erfahrung nach sind die Reaktionen aber fast immer positiv.

Fast gewonnen habt Ihr schon, wenn Eure Anfrage gut formuliert ist. Am besten bahnt Ihr Euer Gespräch per Mail an. Diese sollte möglichst kurz sein und schnell auf den Punkt kommen, aber trotzdem charmant formuliert werden:

  • Stellt Euch und Euren Blog in wenigen Worten vor.
  • Erklärt, weshalb Ihr gerne das Interview führen möchtet bzw. warum der andere für Euch interessant ist.
  • Falls Ihr es schon abschätzen könnt: Nennt den ungefähr nötigen zeitlichen Aufwand (Wird das Interview schriftlich geführt oder per Telefon/Skype? Soll es ein vorbereitendes Gespräch geben? Wollt Ihr vor Ort Fotos machen?)
  • Schildert kurz, in welcher Form Ihr das Interview auf Eurem Blog veröffentlichen wollt.

Wichtig ist, dass Ihr Euch einen Interviewpartner sucht, der auch thematisch zu Eurem Blog passt. Alles andere würde nicht nur komisch wirken, sondern Euch auch die Vorbereitung erschweren. Denn je weniger vertraut man mit einem Thema ist, desto schwieriger wird es, gute Fragen zu stellen.

Tipp: Interviews brauchen nicht nur eine gute Vorbereitung, sondern auch viel Übung. Ideal ist es, wenn Ihr am Anfang Leute interviewen könnt, die Ihr persönlich kennt und bei denen es kein Drama ist, wenn es mal etwas hakt oder noch nachgearbeitet werden muss. Habt Ihr Gefallen an Interviews gefunden, könnt Ihr Euch im Lauf der Zeit ja immer noch steigern.

Mindestens die halbe Miete: Gute Vorbereitung

Die für ein gutes Interview notwendige Recherche startet bereits, wenn Ihr passende Gesprächspartner auswählt. Sobald Ihr die Zusage habt, solltet Ihr Euch noch tiefer in die Materie einarbeiten. Lest Euch – falls vorhanden – frühere Interviews Eures Gesprächspartners durch. Beschäftigt Euch mit seinem Blog, seinem Unternehmen, seinem Buch… Kurz: Taucht ein wenig in sein Leben ein.

Auf der anderen Seite solltet Ihr auch Eurem Gesprächspartner rechtzeitig ein Briefing liefern. Er muss zum Beispiel wissen, für welche Zielgruppe Ihr bloggt. Junge oder ältere Menschen? Laien oder Experten? Je mehr Informationen Euer Gegenüber bekommt, desto passgenauere Antworten kann er liefern.

Sinnvoll kann es sein, vorab ein Telefongespräch zur Vorbereitung zu führen. Oft bekommt man dabei einen noch besseren Einblick ins Thema und es entstehen neue, interessante Fragen.

Interessant, oder nicht? Die richtigen Fragen stellen

Ein richtig gutes Interview zeichnet sich dadurch aus, dass man beiden Beteiligten anmerkt, dass sie gerne miteinander sprechen, dass sie einander zuhören, ein echtes Interesse an den Fragen und Antworten besteht und dass im Laufe des Gesprächs Überraschendes, Neues oder Erhellendes herauskommt. Als Leser/Zuhörer/Zuschauer muss man das Gefühl haben, dass da viel mehr passiert, als einfach eine Liste mit Fragen abzuhaken. Umgekehrt gilt: Wer (bl)öde fragt, bekommt manchmal eine ebensolche Reaktion zurück, wie diese wunderbare Top-Five der aus dem Ruder gelaufenen TV-Interviews zeigt.

Ausgangspunkt bei der Fragefindung sollte immer die Perspektive Eurer Nutzer sein:

  • Was möchte Eure Zielgruppe vermutlich wissen?
  • Welche Informationen über Person X oder Firma Y sind für Eure Zielgruppe relevant?
  • Welche wichtigen Fragen haben andere Interviewer noch nicht gestellt?

Neben dem Inhalt kommt es auch auf die Formulierung der Fragen an. Niemand kann das Rad neu erfinden und es gibt einfach Fragen, die als Basics gefragt werden müssen. Hier ist dann Eure Kreativität gefordert. Statt „Wie bist Du denn auf die Idee zu Deinem Startup gekommen?“ könnte man beispielsweise fragen: „Erkläre doch mal Schritt für Schritt, wie Du dahin gekommen bist, wo Du heute stehst“.

Grundsätzlich steht in Interviews natürlich der Interviewte im Mittelpunkt und die Fragen sollten entsprechend kurz sein. Um Euch von anderen Bloggern abzuheben, kann es aber sinnvoll sein,  etwas mehr von sich selbst und seinen eigenen Erfahrungen in die Fragen einfließen zu lassen und dem Interview so einen eigenen Touch zu geben. Tolle Beispiele für solche Nicht-Standard-Fragen und ebensolche Interviews findet Ihr zum Beispiel auf super-work.com.

Danke für das Gespräch!

Gerade wenn Ihr nicht zu den Bloggern gehört, die regelmäßig bei Bloggerstammtischen auftauchen und für die es überhaupt kein Problem ist, neue Leute anzuquatschen, sind Interviews eine ideale Möglichkeit, um Euch besser zu vernetzen. Mit einem konkreten Anliegen fällt es oft leichter, auf andere zuzugehen. Probiert es einfach mal aus! Und falls Ihr noch weitere Tipps zur Interviewvorbereitung sowie zu Interviewtechniken braucht, kann ich Euch zum Beispiel diese Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie ganz grundsätzlich den Blog interviewsfuehren empfehlen.

Das Wort Interview bedeutet wörtlich übersetzt Befragung. Tatsächlich ist das, was in vielen Interviews – nicht nur auf Blogs – stattfindet, auch nicht mehr als ein pflichtgemäßes Abhaken der vermeintlich wichtigen Fragen. Dabei können Interviews viel mehr sein als Standardfragen und Floskelantworten. Im ersten Teil unseres Interview-Beitrags sind wir unter anderem der Fragen nachgegangen, wie man gute Gesprächspartner und gute Fragen findet. Im zweiten Teil geht um die Vor- und Nachteile von Interviews per Mail, um Tipps für eine entspannte Gesprächssituation und die optische Gestaltung von Interviews auf dem Blog.

Zum Antworten, bitte: Interviews per Mail

Wenn Ihr Euch auf Blogs umschaut, werdet Ihr schnell feststellen, dass sehr viele Blogger ihre Interviews per Mail führen. Sie schicken also ihrem „Gesprächspartner“ im Prinzip einen Fragebogen, dieser trägt die Antworten ein und dann geht das Ganze per copy&paste ab auf den Blog. Das ist für keinen der Beteiligten besonders aufregend, scheint aber dennoch zu funktionieren, denn selbst etablierte Blogger nutzen diese Variante gerne.

Der große Vorteil dieser schriftlichen Interviews ist, dass sie schnell gehen und wenig Arbeit machen. Außerdem erspart man sich die Suche nach einem gemeinsamen Termin. Der Nachteil ist, dass es sich dabei eher um ein Abhaken von Fragen als um ein wirkliches Interview handelt:

  • Schriftliche Fragen werden vom Interviewten oft schnell „abgearbeitet“, um die Sache vom Tisch zu haben.
  • Spontanität geht verloren, Antworten werden glattgebügelt: Gerade wenn Ihr ein Interview mit einem Unternehmen möchtet, kann es sein, dass Ihr die Antworten nicht vom zuständigen Experten, sondern von der Kommunikationsabteilung bekommt, die gerne mit vorgefertigten Satzbausteinen arbeitet.
  • Nachfragen sind nicht möglich: Gute Interviews leben vom Nachhaken. Interessante Antworten entstehen oft erst, wenn man auf die Antwort seines Gegenübers mit einer Nachfrage eingehen kann.
  • Ihr lernt Euren Gesprächspartner nicht wirklich kennen und vergebt damit die Chance, Euch einen neuen Kontakt aufzubauen.

Fazit: Interviews per Mail sind beliebt, praktisch und weit verbreitet, aber trotzdem alles andere als die optimale Lösung.

Hilfe aus dem Netz: Interviews per Skype

Meckern ist immer einfach, aber wie soll man es denn besser machen, wenn man nur ein begrenztes zeitliches und finanzielles Budget hat und für Interviews nicht nach Lust und Laune durch die Welt gondeln kann? Wie so oft hilft auch hier das Internet weiter. Ihr könnt zum Beispiel ein Interview per Skype führen. So könnt Ihr Euch gegenseitig sehen und wesentlich mehr vom anderen wahrnehmen – Gesichtsausdrücke, Veränderungen in der Stimme, Lächeln, Lachen…

Um der Situation die Künstlichkeit zu nehmen, solltet Ihr zunächst ein kleines Warm-up machen, also mit etwas Smalltalk starten. Sinnvoll ist es, das Gespräch aufzuzeichen, damit Ihr nicht das ganze Gespräch über mit Notizen beschäftigt seid. Skype selbst unterstützt die Aufzeichnung nicht, es gibt aber externe Anwendungen, die Euch weiterhelfen.

Eine Alternative zu Skype ist, dass Ihr ganz klassisch telefoniert und Euch dabei entweder Notizen macht oder das gespräch aufzeichnet – es kommt darauf an, wie schnell Ihr mitschreiben könnt und welches Redetempo Euer Gegenüber hat… Erfahrungsgemäß ist es aber leichter, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, wenn eine Aufzeichnung läuft.

Tipp: Ideal ist es natürlich, wenn Ihr Eurem Gesprächspartner wirklich live gegenüber sitzt und vielleicht auch gleich einen kleinen Einblick in seinen Lebens- oder Arbeitsalltag bekommt. Oft sind dafür gar keine weiten Reisen nötig. Wer als Blogger mit offenen Augen durchs Leben geht, wird – immer abhängig von seiner Blognische – auch in seinem unmittelbaren Umfeld interessante Interviewpartner entdecken.

Den Rahmen abstecken: Wie viele Fragen dürfen es sein?

Bei einem Live-Interview kann man natürlich im Vorfeld gar nicht exakt festlegen, ob es nur 5 oder am Ende doch 15 Fragen werden. Trotzdem solltet Ihr vorab für Euch selbst einen Gesprächsleitfaden entwickeln und auch Eurem Interviewpartner erklären, wie viele Fragen Ihr ungefähr vorgesehen habt, wie lange es dauern wird und wie das Gespräch in etwa verlaufen wird. Beschränkt Euch auf fünf bis zehn wirklich gute Fragen plus eventuelle Nachfragen.

Bei einem Interview per Mail gilt, dass Ihr dem Gesprächspartner höchstens zehn Fragen schicken solltet. Längere Listen wirken schnell abschreckend. Wesentlich weniger sollte es aber auch nicht sein, da das Interview sonst unter Umständen sehr kurz geraten könnte.

Tipp: Lieber eine Frage zu viel als eine zu wenig stellen. Ist ein Interview aus Eurer Sicht zu lang geraten, habt Ihr ja immer die Möglichkeit, einen Teil zu streichen oder – falls Ihr es zum Beispiel als Podcast senden wollt – herauszuschneiden.

Den letzten Schliff geben: Interviews bearbeiten

Tolle Interviews, tiolle Bilder: Auf dem Blog freundevonfreunden könnt Ihr Euch für Eure eigenen Gespräche inspirieren lassen. Screenshot: freundevonfreunden.com
Tolle Interviews, tiolle Bilder: Auf dem Blog freundevonfreunden könnt Ihr Euch für Eure eigenen Gespräche inspirieren lassen. Screenshot: freundevonfreunden.com

Ob schriftlich oder mündlich: Die meisten Interviews müssen vor dem Veröffentlichen noch ein bisschen poliert werden, damit sie richtig glänzen. Bei Mail-Interviews heißt das zum Beispiel, Ihr korrigiert kleine Fehler, kürzt eventuell die Antworten und glättet holprige Stellen. Mündlich geführte Interviews müsst Ihr ja ohnehin sozusagen „abschreiben“. Diesen gesprochenen Text in Schriftform zu bringen und es hinzubekommen, dass er trotzdem noch authentisch klingt, ist nicht ganz einfach und erfordert etwas Übung.

Gut möglich, dass Ihr beim Gegenlesen oder Abhören eines Interviews auch mal feststellt, dass Ihr das Gespräch so nicht veröffentlichen könnt – etwa weil ein Experte alles etwas zu kompliziert erklärt hat. In diesem Fall ist eine Kursänderung oft die einzige Lösung: Schreibt das Interview zu einem Porträt oder einem „normalen“ Blogtext um. Das ist etwas schade, aber wenigstens war dann nicht die ganze Arbeit umsonst.

Tipp: Wenn Ihr an einem Interview viel geändert habt, solltet Ihr es vor dem Veröffentlichen noch einmal Eurem Gesprächspartner zum Gegenlesen geben. Gerade beim Kürzen werden Sätze oft aus Ihrem Sinnzusammenhang herausgerissen und es entstehend Missverständnisse. Manche Interviewpartner fordern auch von vornherein ein, ein Interview vor der Veröffentlichung zu authorisieren. Gelegentlich ist das Interview danach nicht mehr wiederzuerkennen… Ob Ihr Euch auf diese Forderung einlasst oder nicht, hängt von Euch und Eurem Themengebiet ab. Bei komplexen Themen kann es durchaus hilfreich sein, wenn der interviewte Experte selber noch einmal einen Blick auf den Text wirft.

Gutes Aussehen zählt

Es gibt die Puristen unter den Bloggern, die Interviews ganz ohne Bild oder lediglich mit einem briefmarkengroßen Porträtfoto des Interviewten veröffentlichen. Klar, der Text steht im Vordergrund. Trotzdem schade, nicht mehr aus dem Beitrag zu machen. Wenn es irgendwie möglich ist, gestaltet das Interview mit Bildern. Eure Leser möchten sich ein Bild des Interviewten machen – und das geht einfach leichter, wenn Ihr ihnen Bilder liefert. Über Porträts hinaus können das auch Fotos vom Arbeitsplatz, der Wohnung oder prägnante Detailaufnahmen sein.

Wie so eine Mischung in Perfektion aussehen kann, könn Ihr zum Beispiel auf dem Blog Freunde von Freunden sehen: Großartige Fotos, interessante Gesprächspartner, kluge Fragen und wunderbar geschriebene Einleitungen. Ein weiteres gutes Beispiel ist der bereits in Teil 1 erwähnte Blog super-work.com. Und noch eine Inspiration: Die Interviewserie „Komm se rein, die Haustour“ von Stefanie Luxat.

Alle drei Beispiele sind natürlich eher aus der High-End-Kategorie. Als Durchschnittsblogger kann man leider nicht mal so einfach in eine andere Stadt fahren und schicke Fotos machen (oder einen Fotografen engagieren). Aber wenn Ihr ein Interview mit jemandem aus Eurer Umgebung führt, dann nehmt auf jeden Fall die Kamera mit. In allen anderen Fällen solltet Ihr Euren Gesprächspartner um Fotomaterial bitten und möglichst konkret sagen, was Ihr benötigt. Oft hat man damit Glück – klärt aber auf jeden Fall die Rechtefrage ab, damit es am Ende keinen Ärger gibt.

Tipp: Fragen und Antworten sollten über die Bilder hinaus auch immer einen textlichen Rahmen bekommen. Stellt in einem kurzen Vorspann Euren Gesprächspartner vor. Bedankt Euch am Ende und baut unbedingt einen Verweis auf die Webseite oder den Blog des Interviewten ein.

Sollten bei Euch noch Fragen rund ums Thema Interviews für den Blog offen geblieben sein, fragt gerne nach – wir antworten Euch so schnell und so kompetent wie möglich. Und wenn Ihr Euch demnächst mal als Interviewer betätigt, freuen wir uns natürlich sehr, wenn Ihr uns einen Link zu Euren Beiträgen schickt!