Arbeiten von 9 bis 17 Uhr, diese Zeiten sind schon lange vorbei. Egal ob angestellt oder selbstständig, heute sind alle superflexibel. Früher kommen, später gehen, auch mal eine Nachtschicht einlegen, wenn ein großes Projekt ansteht – das ist normal. Und solange der Job Spaß macht ja auch völlig okay. Allerdings leiden unter regelmäßigen 12-Stunden-Tagen nicht nur das Sozialleben, sondern auch Fitness und Gesundheit. Einerseits setzt das viele Sitzen am Schreibtisch dem Körper zu. Andererseits fehlt die Zeit, vor oder nach der Arbeit noch zum Laufen, Schwimmen oder ins Fitnessstudio zu gehen. Die gute Nachricht: Mit neuen Trainingskonzepten lässt sich Bewegung in die Belegschaft bringen – ohne großen Aufwand und hohe Kosten.
Vor allem der Rücken leidet unter dem andauernden Bewegungsmangel. Laut dem Gesundheitsreport 2013 der Krankenkasse DAK sind Rückenschmerzen die Hauptursache für Arbeitsausfälle. Jeder dritte Deutsche hat damit zu kämpfen. Neben zu wenig Bewegung sind daran laut Professor Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln untrainierte Muskeln, Stress und psychische Belastungen schuld. Unternehmen entstehen aus den Arbeitsausfällen jedes Jahr enorme Kosten. Mitarbeitern Sportprogramme zu bieten ist deshalb nicht nur schön für die Belegschaft, sondern nutzt auch dem Arbeitgeber.
Inhaltsverzeichnis:
Vom Betriebssport zum Feelgood-Manager
In großen Unternehmen gibt es häufig eigene Fußballteams, es wird gemeinsam Badminton- oder Tennis gespielt oder auch gesegelt. Laut dem Deutschen Betriebssportverband gibt es derzeit rund 300 000 organisierte Betriebssportler, die in mehr als 80 Disziplinen aktiv sind. Je nachdem, wie wichtig dem Unternehmen das Thema Fitness ist, gibt es sogar eine eigene Sporthalle mit täglichen Kursen. Selbst Kletterwände haben sich mittlerweile etabliert.
Beim Otto-Konzern in Hamburg können die Mitarbeiter zusätzlich zum Betriebssport zum Beispiel in ein firmeneigenes Fitnessstudio gehen, das in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse geführt wird. Zu Fußball, Volleyball und Handball kommen so noch Yoga und Bauch-Beine-Po-Gymnastik. Und wer möchte, kann in der Fitness-Lounge auch noch Massagen und Physiotherapie buchen.
Von solchem Luxus sind Startups in der Regel noch weit entfernt. Stattdessen leisten sich manche von ihnen zum Beispiel sogenannte Feelgood-Manager, die sich um das Wohlergehen der Mitarbeiter sorgen und auch für sportliche Aktivitäten zuständig sind. Die Feelgood-Manager bringen ihre Schäfchen entweder selber auf Trab – etwa mit gemeinsamen Laufrunden – oder sie organisieren Bewegungsprogramme.
Aber auch Wohlfühl-Beauftragte lohnen sich erst ab einer gewissen Unternehmensgröße. Was also tun, wenn man noch ein vergleichsweise kleiner Laden ist, die Mannschaft aber trotzdem ein regelmäßiges Fitnessprogramm bekommen soll? Inzwischen haben schon mehrere findige Gründer diese Nische für sich entdeckt und umwerben die Zielgruppe mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.
MachtFit – Marktplatz für Fitness- und Gesundheitskurse
Betriebliches Gesundheitsmanagement hört sich erst einmal nicht besonders hip an. Doch genau auf diesen Markt setzt das 2011 entstandene Berliner Startup MachtFit. MachtFit ist im Prinzip ein Marktplatz für Gesundheits- und Fitnessangebote, die sowohl steuerlich wie auch von Krankenkassen gefördert werden.
Die Idee hinter dem Konzept: Unternehmen müssen keinen eigenen Sportangebote auf die Beine stellen. Stattdessen können die Mitarbeiter über die Plattform MachtFit aus verschiedenen Kursen das passende Angebot auswählen. Während sich die Unternehmen so hohe Investitionen sparen, haben die Mitarbeiter den Vorteil, per Zugriff auf ein regionales Gesundheitsnetzwerk aus einer viel größeren Palette an Aktivitäten auswählen zu können. Statt nur Fußball oder Rückengymnastik gibt es so zum Beispiel auch Yoga, Kurse zur gesunden Ernährung, zur Stressbewältigung oder zur Raucherentwöhnung.
Das Aussehen der Plattform wird dabei von den MachtFit-Machern individuell an die Corporate Identity des jeweiligen Unternehmens angeglichen. Eigene Betriebssportangebote wie etwa wöchentliche Lauftreffs oder Fußballspiele können integriert werden. Das teilnehmende Unternehmen hinterlegt für jeden Mitarbeiter ein festes Budget als Zuschuss zu den unterschiedlichen Kursen, so dass Sportinteressierte nur noch einen kleinen Eigenanteil leisten müssen.
Zusätzlich liefert MachtFit über die Plattform viele Informationen rund um die Themen Gesundheit, Fitness und Sport – von leckeren Rezepten über Tipps zum Joggen bis hin zu Video-Clips mit Übungen für Zwischendurch.
becoacht.com – zusammen nach einem Trainer suchen
Eine absolut unkomplizierte Lösung bietet die Webseite becoacht.com: Nutzer können hier nach Trainern, Lehrern oder auch Kursen für die unterschiedlichsten Sportarten suchen. Wenn zum Beispiel mehrere Mitarbeiter eines Unternehmens gemeinsam Yoga machen oder Tennisspielen lernen möchten, bietet ihnen die Plattform die Möglichkeit, gezielt einen Trainer für ihre Gruppe zu suchen, der nicht nur vor Ort ist, sondern auch zum gewünschten Termin Zeit hat. Alternativ lässt sich gemeinsam nach Kursen – etwa Spinning oder Tanzen – in der Umgebung suchen.
Das System von becoacht ist weitaus weniger umfassend als das von MachtFit. Aber für Chefs oder Mitarbeiter, die auf die Schnelle eine Lösung wollen, um der bürobedingten Umbeweglichkeit vorzubeugen, ist die Webseite auf jeden Fall einen Versuch wert – zumal die Nutzung kostenlos ist. Honorare werden direkt an die Trainer gezahlt, die davon wiederum eine Provision an becoacht abliefern müssen.
Sportup Berlin – „Betriebssport 2.0“ für Startups

Einen komplett individuellen Ansatz verfolgt der Personaltrainer Marcel Werner mit seinem Unternehmen Sportup Berlin. „Betriebssport 2.0“ hat Werner sein Konzept getauft, mit dem er sich speziell an Startups richtet, in denen die Arbeitszeiten oft lang, rückengerechte Büromöbel meist Mangelware und längere Ausfälle von Mitarbeitern einfach nicht drin sind.
„Sport fördert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, es stärkt auch den Teamgeist und hat damit einen direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und somit die Produktivität“, sagt der Coach. Werner kommt ein- oder auch mehrmals wöchentlich ins Unternehmen und bietet vor Ort sein Fitness-Training an – mal im Konferenzraum, mal im Flur, je nachdem, wo genügend Platz ist. Das Programm wird individuell auf die Teilnehmer und ihre Wünsche abgestimmt.
Die Preise sind bei Sportup Berlin ebenfalls eine individuelle Kalkulationssache. Als Dienstleister sei er aber grundsätzlich günstiger als „normale“ Personaltrainer. Ein Probetraining gibt es als Kennlerntermin grundsätzlich kostenlos. Aktuell bietet Marcel Werner seinen Betriebssport 2.0 lediglich in Berlin an – bei Erfolg wird das Modell aber sicherlich auch auf andere Städte ausgeweitet.
Auf die Schnelle: Übungen für verspannte Schreibtischtäter
Sollte Euch jetzt spontan die Lust auf Sport überkommen haben – kein Problem: Wir haben für Euch ein paar Übungen gesammelt, die Ihr auch ohne Coach mal flott zwischen Schreibtisch, Drehstuhl und Kopierer absolvieren könnt.
- Fit und entspannt in nur drei Minuten – das verspricht dieses Kurzprogramm mit „Rückendreher“ und „Muskeldrücker“.
- Auch gegen gestresste Augen, müdegetippte Finger und verspannte Nacken gibt es Spezialübungen.
- Für alle, die mehr Fitness als Wellness wollen: Bei Sportup Berlin finden sich ebenfalls einige Übungen für die Praxis.
Also dann, nichts wie los!