Bewerbung per Board – Pinterest für die Jobsuche nutzen

Ob Mood-Board für Blogs, Einrichtungspläne für eine neue Wohnung, Reiseziele, Lieblingsbücher oder DIY-Anleitungen: Pinterest lässt sich für die unterschiedlichsten Vorhaben nutzen. Je mehr das Bildernetzwerk im Mainstream ankommt, desto ernster wird es genommen. Schon seit längerem nutzen Unternehmen und etliche Blogger das Werbe-Potenzial, das Pinterest-Boards bieten. Warum also nicht auch als Bewerber Pinterest nutzen, um so vielleicht an seinen Traumjob zu kommen?

Tatsache ist, dass Bewerbungen in elektronischer Form – also per E-Mail oder über ein Online-Formular – heute Standard sind. Laut einer Studie der Universitäten Bamberg und Frankfurt/Main für das Karriereportal monster.de fallen mittlerweile 75 Prozent der Bewerbungen in diese Kategorie. Zum Vergleich: 2002 kamen noch sieben von zehn Bewerbungen in Papierform bei den Unternehmen an. Gleichzeitig beurteilen laut der Studie 50 Prozent der Unternehmen die Rekrutierung neuer Mitarbeiter per Social Media als positiv, wobei bisher vor allem auf Xing und natürlich auf Facebook recherchiert wird.

Vorbereitungen – pinnen nach Plan

Eigentlich macht Pinterest ja gerade deswegen so viel Spaß, weil die Nutzung so schön einfach und spontan ist. Wer seine Boards aktiv für die Selbstvermarktung nutzen möchte, sollte dem eigenen Image zuliebe aber besser gut vorbereitet ans Pinnen gehen. Wie umfangreich die Vorbereitungen sind, hängt wesentlich von Eurem Ziel und Euren technischen und grafischen Kenntnissen ab.

Im Prinzip könnt Ihr damit starten, Euch einen vom Namen her aussagekräftigen Account zuzulegen. Das kann entweder ein Account unter Eurem Namen sein oder einer, der zu Eurem Vorhaben passt. Jeanne Hwang, die mit ihrer Pinterest-Bewerbung bei Pinterest im vergangenen Jahr bekannt geworden ist, hat zum Beispiel den Account „Jeanne for Pinterest“ genannt.

Sobald der Account steht, könnt Ihr Eure Boards anlegen. Welche Elemente unbedingt dazugehören, darüber gleich mehr. Erst einmal geht es noch kurz um die zwei möglichen Wege, Inhalte auf Eure Boards zu bringen. Einerseits lassen sich Lebensläufe und andere Dokumente bei Pinterest unkompliziert als Bild hochladen. Der entsprechende Button dafür befindet sich unter dem +-Button rechts oben auf Eurem Account.

Möglichkeit eins: Lebenslauf und Co. im entsprechenden Format als Bild auf Pinterest hochladen. Screenshot: S. Cantzler

Gut zu wissen: Zulässige Formate sind aktuell .jpg, .png und .gif. Ihr könnt hochaufgelöste Bilder hochladen, auf Pinterest werden sie jedoch in wesentlich geringeren Auflösung dargestellt.

Das Hochladen vom eigenen Rechner aus ist einfach und schnell, hat aber den Nachteil, dass es eine kleine Sackgasse ist. Interessenten können Eure Unterlagen anklicken und sie durchlesen, aber mehr passiert auch nicht. Die Möglichkeiten einer Online-Bewerbung sind damit kaum ausgeschöpft.

Der zweite Weg, um Inhalte auf die Seite zu bekommen, ist aufwendiger, aber aussagekräftiger: Ihr nutzt Eure eigene Webseite oder Euren Blog als Grundlage für Eure Pins. Wer dann auf Eure Boards klickt, landet umgekehrt wieder auf Euren eigenen Seiten und kann sich gleich ein umfassendes Bild von Euren Fähigkeiten und der Person machen. Jeanne Hwang hat sich dafür zum Beispiel einen eigenen tumblr-Blog angelegt:

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Ihr Ideen und zumindest ein paar Vorkenntnisse mitbringt, um einen eigenen Blog oder eine eigene Webseite auf die Beine zu stellen (oder bereit seid, entsprechend Geld dafür auszugeben und Euch Hilfe zu holen).

Bilder richtig beschriften

Unabhängig davon, auf welchem Weg die Beiträge für Eure Boards auf Pinterest landen: Wichtig für die Auffindbarkeit ist eine sorgfältige und sinnvolle Beschriftung. Ihr habt jeweils 500 Zeichen, in denen Ihr die wichtigsten Schlagworte unterbringen könnt. Wenn Ihr zum Beispiel Euren Lebenslauf gepinnt habt, können Eure Berufsbezeichnung, bisherige Arbeitgeber oder besondere Fähigkeiten Schlagwörter sein, nach denen andere Nutzer suchen. Im Zweifelsfall lasst Euch von Analyseprogrammen wie Google Analytics weiterhelfen, welche relevanten Suchbegriffe für Euch in Frage kommen.

Von der Pinnwand zum digitalen Lebenslauf

Wie in der guten, alten Bewerbungsmappe geht auch in der schönen neuen Online-Welt nichts ohne eine durchdachte Struktur. Die Kunst ist, Euch mit gut ausgewählten Bildern und Grafiken und sehr wenigen Worten schlüssig zu präsentieren. Auf Pinterest finden sich dazu ganz unterschiedliche Beispiele.

Ein sicherlich sehr eindrucksvoller Weg ist es, sich über eine Infografik zu präsentieren, wie es die US-Amerikanerin Michelle LeBlanc Magoffin tut:

Weitere Beispiele für einen kompletten Lebenslauf in Grafikform findet Ihr zum Beispiel Julian Bossert und bei Verena Mikoleizig.

Auch Jeanne Hwang hat sich für Ihre Bewerbungsboards eine eigene, einfacher umzusetzende Bildidee überlegt:

Klar sind Infografiken sehr beeindruckend und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass solche Pins häufig geteilt werden. Voraussetzung ist neben einer wirklich zündenden Idee allerdings, dass man solche Grafiken professionell gestalten kann. Wer sich dabei Hilfe holt, sollte das auch klar zeigen – ansonsten kommt es schnelle zu Missverständnissen. Wenn man erstmal jede Menge Lob für eine Grafik einstreicht und erst auf Nachfrage einräumt, dass die jemand ganz anderes erstellt hat, wirkt das zumindest etwas eigenartig. Oder wie seht Ihr das?

Wer kein gestalterisches Genie ist, kann seine Bewerbung auch klassischer ausrichten. Elemente, die nicht fehlen sollten, sind:

  • ein Board zu Schule
  • ein Board zu Ausbildung/Studium
  • ein Board zu besonderen Kenntnissen/Interessen
  • verschiedene Boards zu bisherigen Arbeitgebern bzw. Referenzen/Arbeitsproben
  • ein Board mit einem klassischen Lebenslauf

Alle Boards sollten natürlich sinnvoll betitelt und in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Ihr könntet also beispielsweise mit der Schule anfangen und Euch dann weiter Richtung Gegenwart vorarbeiten. Da Pinterest von guten Bildern lebt und Bildern von Schulen nicht unbedingt ein optischer Genuss, könntet Ihr alternativ auch ein Board voranstellen, auf dem es um Eure Motivation oder mögliche Wunsch-Unternehmen geht (wobei das natürlich immer etwas heikel ist, weil es andere Interessenten abschrecken kann).

Die Spielregeln beachten

Bewerbungen per Pinterest sind. Bewerbungen per Pinterest sind anders. Und trotzdem müsst Ihr Euch an die üblichen Regeln halten. Dazu gehört zum Beispiel, dass Ihr Euch bei bisherigen Arbeit- oder Auftraggebern vorab erkundigt, ob es in Ordnung ist, sie in einem Board zu verlinken bzw. Fotos für Referenzen zu benutzen. Pinterest bewegt sich beim Thema Copyright in Deutschland ja nach wie vor in einer rechtlichen Grauzone. Ihr könnt deshalb leider nicht automatisch davon ausgehen, dass Ihr Screenshots, Bilder oder auch Texte, die Ihr im Rahmen Eurer Arbeit für jemand anderen erstellt habt, einfach posten dürft.

Außerdem wichtig: Arbeitet sorgfältig. Tolle Grafiken, tolle Texte, alles bestens – nur leider gefühlte 3000 Tipp-, Komma- oder Rechtschreibfehler… Investiert ausreichend Zeit und lasst alles noch einmal von anderen Leuten gegenlesen. Denn kaum etwas macht auf potenzielle Arbeitgeber einen schlechteren Eindruck als viele kleine Unachtsamkeiten am laufenden Band.

Das Netzwerk nutzen

Okay, Euer digitaler Lebenslauf in Bildform steht. Nur: Wie erfährt der Rest der Welt jetzt davon? Ganz einfach – in dem Ihr fleißig seid und Euer Netzwerk nutzt. So rät etwa Christian Müller von der Karrierebibel, auf Pinterest selbst nach Gruppenpinnwänden zum Thema Bewerbung, Karriere und Recruiting umzusehen und Euch dort entsprechend einzubringen. Außerdem könnt Ihr Unternehmen, die Ihr Euch als Arbeitgeber wünscht, auf Pinterest folgen, sofern diese dort vertreten sind und deren Pins repinnen.

Darüber hinaus solltet Ihr Eure Boards in anderen sozialen Netzwerken teilen und – falls vorhanden – in Eure Webseite/Euren Blog integrieren. Je aktiver Ihr seid, desto größer die Chance, dass Interessenten Euch finden.

Fazit: Pinterest ist kein Selbstgänger

Wenn es gut läuft, könnt Ihr als Bewerber über Pinterest jede Menge Aufmerksamkeit bekommen. Noch gibt es keine Statistiken oder Berichte darüber, wie erfolgreich Pinterest als Bewerbungskanal ist. Auf jeden Fall spielt es eine große Rolle, in welcher Branche Ihr unterwegs seid. Wendet Ihr Euch an die Kreativ- oder Internetbranche, ist es sicherlich lohnenswert. Wer bei einer Unternehmensberatung anheuern will, sollte sich eventuell eher nach anderen Kanälen umsehen.

Grundsätzlich denke ich, dass sich Pinterest als Bewerbungs-Medium vor allem für Freelancer und Selbstständige lohnt. Hier kann ich schnell neue Projekte hochladen und möglichen Auftraggebern zeigen, wie ich das Internet für mich nutze. Dabei muss einem aber klar sein, das Pinterest nur ein Kanal unter vielen ist – (noch) sind die Pinnwände kein Ersatz für die eigene Pinnwand oder den eigenen Blog.